The Americans Seventeen

Ich will mir ein Bild der USA, dem Land und den Menschen unter ihrem aktuellen Präsidenten machen, ohne dabei auf einen Bildschirm zu starren und dabei auf das zu vertrauen, was mir auf einer rein imaginären Ebene präsentiert wird. Und das nicht nur, weil schon Alexander von Humboldt im 18. Jahrhundert die Ansicht vertrat, das die gefährlichste Weltanschauung von den Leuten verbreitet wird, die die Welt nie angeschaut haben. Vom 31.07. bis zum 15.10. reise ich daher mit Kamera und Schreiblock ausgerüstet mit einem Buick durch die Staaten, von San Francisco nach New York, von Chicago Los Angeles. Ich werde jeden Tag hier ein Statement hinterlassen.
20170913 Baltimore 1Mein Bemühen, New York zu verlassen hat in gewisser Weise etwas von einer Flucht. Gut vorbereitet und am Ende dann doch ein wenig Hals über Kopf. Und wie sich das für eine richtige Flucht gehört, wirft mir die Stadt einiges an Hindernissen in den Weg. Baustellen, gesperrte Auf- und Abfahrten und schon bin ich wieder in der falschen Richtung unterwegs. Das Navi scheint mit der Situation ebenfalls überfordert und beginnt ausgerechnet an den kritischen Stellen mit den Neuberechnungen der Fahrtruten.


20170909 Brooklyn Invitational 3Zur Invitational, gibt es eigentlich nicht viel zu sagen. Keino Sasaki ist Mitveranstalter der urbanen Show und der Erfolg, den er damit seit Jahren einfährt spricht für das Konzept.

Es geht den Veranstaltern in erster Linie darum der jungen Szene einen Raum zur  Begegnung und die Möglichkeit zum Austausch zu bieten. In der Show selbst, werden in diesem Jahr 20 Bikes, unterschiedlichster Stilrichtungen und handwerklicher Qualität  präsentiert. Dass es sich dem Betrachter nicht erschließt, nach welchen Kriterien die Bikes ausgesucht werden, spielt eigentlich keine Rolle. Es geht darum die Arbeit der einzelnen Handwerker zu würdigen und darum die Szene und damit sich selbst zu feiern.

20170910 Hugh Mackie New York 1Legenden, auf dem Weg zur Legende, solche die es möglicherweise noch vor sich haben und solche, die es bereits hinter sich haben. Die Halbwertszeit der Legenden, ist in den USA eine eher geringe und der Weg von ganz unten, über die Subkultur, zum urbanen Szenehighlight und zurück nach ganz unten, scheint in vielen Fällen in einer geraden Linie zu verlaufen.

Für meinen Weg bedeutet das, dass ich die Türen zu gestern noch extrem angesagten Workshops heute bereits wieder geschlossen vorfinde. New York macht hier keine Ausnahme, kann aber auf der anderen Seite mit einigen echten Legenden aufwarten.

20170906 Die Strassen New Yorks 19New York, New York, alle Welt sehnt sich nach New York. Kunst, Mode, Lifestyle, wer glaubt, in diesen Bereichen wichtig zu sein und mitreden will, der kommt an New York kaum vorbei. Eine Ansicht, die man teilen kann, aber nicht muss. Als ich die Stadt zum ersten Mal besuchte, befand ich mich Mental nicht gerade auf der Höhe und ich kann nicht sagen, dass es mir bei diesem Besuch besser ging und ob das nun an der Stadt oder an mir liegt.  

Obwohl die Stadt immer schon einen Reiz auf mich ausübte, werden wir uns in diesem Leben wohl nicht mehr in uneingeschränkter Zuneigung begegnen. Dazu ist mir die Stadt all ihrer Facetten zum Trotz zu zerrissen, sind mir die Menschen, die mir vor allem in Manhattan begegnen eine Spur zu schrill.

20170904 Das Ende der Straße 1Der erste Teil meines Weges liegt hinter mir. Eine Strecke, die auf dem kürzesten Weg knapp 3000 Meilen betragen würde, habe ich mit all den genommenen Abzweigen auf 7289 Meilen verlängert. Die ursprüngliche Absicht, das Land dem Highway 50 folgend zu durchqueren, habe ich bereits nach den ersten Abzweigen aufgegeben.

Die 50 wurde mir in einer alten Reisebeschreibung als die einsamste Straße Amerikas angepriesen und ich hielt es für eine gute Idee, mich dieser Einsamkeit anzuvertrauen. Mit dem ersten Abzweig, habe ich jedoch festgestellt, dass das mit der Einsamkeit der Straßen so eine Sache ist. Wer die ausgefahrenen Wege der Gegenwart verlässt und stattdessen, die scheinbar nutzlos gewordenen Wege der Vergangenheit befährt, befindet sich immer und überall auf einer der einsamen Straßen des Landes.

20170903 OCC 1Der Wasserturm, mit der Aufschrift Montgomery, bringt etwas in mir zum Schwingen. Ich weiß, ich habe ihn schon gesehen, kann aber nicht einordnen in welchem Zusammenhang, schließlich bin ich noch nie in Montgomery gewesen. Und während ich so vor mich hindenke, taucht auf der rechten Straßenseite der Glaspalast vom Senior auf und die Sache ist klar.

OCC, stand zu keinem Zeitpunkt auf der Liste der Orte, die ich auf meinem Weg besuchen könnte. Zwar hat mich die Vater, Sohn Geschichte der Teutuls über die ersten American Chopper Folgen in einen gewissen Bann gezogen, doch mein Interesse hat in dem Maße abgenommen, in dem die Streiterei der beiden zugenommen hat.

20170902 Woodstock 1Auf dem Weg in Richtung Woodstock lese in einem Beitrag, dass Woodstock nicht nur als der Höhepunkt der Hippiebewegung betrachtet werden kann, sondern auch gleichzeitig deren Ende einläutete. Die Hippies selbst werden in diesem Beitrag als Realitätsflüchtlinge ohne Ziel und Inhalt beschrieben.

Wenn ich nun ein halbes Jahrhundert nach dem Konzert den Ort Woodstock besuche, dann stelle ich als erstes einmal fest, dass der gesamte Ort, von der Legende des Festivals einer realitätsflüchtigen Gemeinschaft zu leben scheint. Das sollte nun nicht weiter überraschen. Das Festival hat ja so etwas wie Geschichte geschrieben und warum sollte der Ort, an dem diese Geschichte geschrieben wurde, sich diese Geschichte nicht auf die Fahne schreiben und zum eigenen Vorteil nutzen.

20170830 Niagara 6Es gibt Orte, die bereits über ihren Name etwas in Schwingung versetzen. Niagara ist einer dieser Orte. Ich kann mich daran erinnern, ihn seit meiner Kindheit aus irgendeinem schwarz/weiß Film zu kennen. Ich weiß natürlich etwas über die Fälle und seiner unmittelbaren Nähe zur kanadischen Grenze. Und ich weiß, dass dieser Ort gerne von Paaren besucht wird.

Dass der Ort offensichtlich auch eine Anziehung auf Inder ausübt, wusste ich nicht. Nun fehlt mir der Partner, dafür bin ich von zahlreichen Indern umgeben. Als ich an den Rand der Fälle trete, ist mir klar warum man gerne in Gesellschaft besucht. Sie bieten einen Anblick, der geteilt werden möchte und es fällt schwer das sich hier bietende Schauspiel, einfach nur zu schweigend betrachten.

20170827 Dozer 6Geht es um Trends und Strömungen in den Subkulturen, dann haben wir uns bisher gerne in Richtung USA orientiert und die Summe der Unterhaltungsformate, mit denen uns die privaten TV Kanäle rund um die Uhr beglücken, suggeriert uns eine blühende Landschaft kreativer Gedanken und sehr gut laufender Shops, in denen diese Gedanken dann auf zwei oder vier Räder gestellt werden.

Die Realität in den amerikanischen Metropolen sieht aber deutlich anders aus und damit zeichnet die Aussage, dass sich die Entwicklung innerhalb eines amerikanischen Trends mit einem gewissen Zeitversatz auch auf die deutsche Szene auswirkt, ein düsteres Bild.