BMW R 1200 R Fahrbericht - Rassiger Roadster

Frank Bick
Im Hause BMW schafft man es zunehmends die unterschiedlichen Sparten wieder mit Motorrädern zu besetzen die nicht nur technisch herrausragend sind, sondern auch im hübschen Kleid daherkommen und nachgefragt sind. Noch vor ein paar Jahren beruhte der Erfolg der Marke im wesentlichen auf der 1200 GS, dem Allrounder der Marke. Die Jugend war für solch ein Motorrad nicht zu begeistern. Das Problem löste die S 1000 RR. Der überragende Supersportler katapultierte die Marke in die Herzen der Jugend. Das Alteherren Motorrad Image wurde aufgebrochen. Doch auch der treue RT Kunde bekam den mächtigsten und dennoch praktikabelsten Fernweh-Express mit der flüssigkeitsgekühlten R 1200 RT (siehe Bericht). Für den Anhänger vom klassischen Look und Cafe Race Style wurde dann die R nineT auf den Markt gebracht, die seitdem stetig ausverkauft ist.

Die Abrundung der Palette ist nun mit der neuen BMW R 1200 R wieder einen interessanten Schritt weiter gekommen. Hatte man bisher kein richtiges Naked Bike, z.B. als Gegenstück zur erfolgreichen Triumph Speed Triple, so kann die neue R nun mithalten, auch optisch. Das nicht zuletzt wegen des überraschenden Gitterrohrrahmens und der schönen Telegabel. Das Mann sich noch mal über eine klassische Telegabel freuen würde und diese auch in allen Tests erwähnt wird, zeigt deutlich wie trotzig man sich bei BMW dagegen gewehrt hat ein Motorrad optisch nach Kundenwunsch zu bauen.

Mittags um 12 Uhr, an einem sonnigen Wochentag im Frühling habe ich mir beim BMW Motorradzentrum Niederrhein das Vorführmotorrad abgeholt. Eine Truppe anwesender Kunden im Alter von 60 Jahren etwa, also Frührentner und Nachtschichtler, die allesamt GS fuhren, ließen sich bei meiner Abfahrt zu Kommentaren motivieren wie "Man müsste noch mal 50 sein" und "Schönes Mopped, da musst Du aber einen ausgeben" bis hin zu "Sieht aus wie ein richtiges Motorrad".

Die Landstraßen Richtung Kevelaer sind leer an diesem sonnigen Mittag und nach wenigen Minuten weiß ich bereits, dass mir der Roadster gefällt. Die BMW klingt gut ist aber nicht laut. Sie bremst hervorragend, genau wie ein moderner Supersportler und hängt dank dem elektronischem Gasgriff butterweich und extrem sensitiv am Gas. Mir gefällt die Eigenart des Boxers aus dem Drehzahlkeller zu schöpfen, man kann cruisen wie mit einer Harley und durch den Schaltautomat fast ein Gefühl wie bei einem Automatik Motorrad entwickeln. Das alles vermittelt ein entspanntes Fahrgefühl, man fühlt sich sicher und niemals überfordert oder angestrengt, wie es mit einem unbekannten Motorrad gern mal passiert. Ich würde dieses Motorrad sogar Fahranfängern empfehlen. Die 230kg lassen sich dank des niedrigen Schwerpunkts gut schieben und das Motorrad läßt sich sehr leicht auf den Hauptständer bringen.

Der Wasserboxer tritt hier schon in der 2.Generation an, es wurde durch größere Schwungmasse ein Zugewinn an Laufkultur und Rundlauf erreicht. Lediglich bei konstanten ruhigen Passagen ohne Gaszunahme bei etwa 2500 U/min spürt man ein stetes Mahlen das durch Fahrwerk und Besatzung zieht. Mit 125 Nm und 125 PS kann der Boxerfahrer aus dem Vollen schöpfen, auf der schnellen Landstraße ist das Fahrzeug kaum abzuhängen, 3,3 sec von 0-100km/h reichen sicher aus um schnell Anschluß zu finden.

Ab auf das Mopped und den anderen flugs hinterher. Die ersten 2-3 Gänge wird noch gekuppelt, da überzeugt die Schaltautomatik nicht wirklich, dann aber sorgt der Schaltautomat für weiches sinnvolles kuppeln und Mann kann sich ganz auf die Straße konzentrieren. Zwischengas oder ähnliches muss nicht gegeben werden, das macht die Elektronik ganz allein. Genauso ohne Hilfe und Zuspruch von seiten des Fahrers kommt das semiaktive Fahrwerk aus. Der Bordcomputer erfasst Schräglage, Bremsdruck, Gasgriffstellung und die Arbeit der Federelemente und erkennt so förmlich wie die Straße beschaffen ist und was der Fahrer so tut. Die Dämpfung stellt sich um wenn ordentlich auf rauher Piste am Gas gezogen wird, alles wird sensitiver, tastet den Boden ab. Bremst man mit den Brembo-Monoblöcken nun heftig, stabilisiert sich die Front augenblicklich und die brachiale Wirkung der 320er Scheiben setzt ein. Ist der Asphalt perfekt, wird in Zehntelsekunden über die Dämpferventile für ein straffes Fahrwerk gesorgt. In Kombination mit dem Bosch-ABS bleiben da kaum Wünsche offen.

Im Gegensatz zu älteren Boxern hat man auch beim Beschleunigen in höheren Drehzahlen nicht das Gefühl das einem die Ventile um die Ohren fliegen. Der Motor läuft seidenweich und dreht behende hoch, auch ab 4.000 U/min kommt es noch zu schönen Leistungsschüben.

Uhrzeit, Außen-Temperatur, große Ganganzeige, Drehzahl und vieles mehr werden digital eingeblendet. Die Geschwindigkeitsanzeige aber ist anlaog geblieben, dass ist recht schön anzusehen und auch gut zu erfassen. Steht das Licht ungünstig sind die Daten auf dem LCD schwer zu lesen aber durch die LED Leuchten oben und den Tacho bleibt das wichtigste gut erkennbar. Die abschließbare Navihalterung ist serienmäßig, die 600 Euro für das Navi Aufpreis. In dem hier gezeigten Zustand kostet die 1200 R etwa 16.000 Euro. Das Fahrzeug wird auch in weniger sportlichen Farben geliefert, in edlem schwarz metallic und blau metallic.
Wer ein handliches, nobles und recht spritzig schnelles Motorrad für die gemütliche oder schnelle Landstraße am Wochenede sucht, oder schöne Sightseeing Touren auf Europas Straßen zu zweit oder allein machen möchte, der ist hier richtig. Lediglich Koffer und Tankrucksack müssten für die Reise noch dran, dann kann es losgehen. Beides ist bei BMW erhältlich.

Wer sich selbst von der Schönheit und den Fahreigenschaften überzeugen will, kann das beim Motorrad Zentrum Niederrhein in Xanten machen, die Fahrzeuge sind dort zu sehen und Probe zu fahren.

Links in der Übersicht:
Motorrad Zentrum Niederrhein: http://www.motorrad-zentrum-niederrhein.de
Fotos u. Text Frank Bick: http://www.regiosurf.net