Motorrad und Musik - untrennbar verbunden - 10 Jahre iPod

Frank Bick
Mittwoch, 28. Dezember 2011
Noch vor der Pubertät ereilt sie uns, die erste große Liebe, die Musik. John Miles hat über dieses Thema sogar einen Klassiker komponiert und die Sache auf den Punkt gebracht: Music was my first love, and will be my last.

Zu jeder Tour und Motorradreise, ja zu jedem Treffen oder Tagestrip gehört die Musik wie der Pott Kaffee, die ungesunde Kippe und der Benzingeruch. Gerade aber auf dem Motorrad fällt der Transport mangels Stauraum schwer.
Instrumente zu transportieren ist keine Stärke des Motorrads. Einige Biker nehmen trotzdem eine Guitarre mit.Der Autor in Algerien 1986 auf einer BMW R 100 GS. Flüssigkeiten sind überlebenswichtig, 80l Benzin und 20l Wasser sind an Bord, aber auch ein Walkmen von Sony.
Für alle Biker, Radfahrer aber auch Jogger und Wanderer kam 1979 die perfekte Lösung, der Walkmen von Sony auf Basis einer Cassette. Dieses absolute Statussymbol der Jugendlichen wurde etwa 335 Millionen Mal verkauft. Wenn man den Walkmen mit auf Motorradreise nahm, musste man sich entscheiden welche Musikstücke mitgenommen wurden, mehr als 5 Cassetten hatten keinen Raum. Bei Saharatouren musste das Gerät zudem noch stoßfest verpackt werden.
Welche Cassette wird mitgenommen? Am besten eine Mixcassette mit den wichtigsten Songs.1991er Sony Walkmen mit Radioempfang und Reisewecker plus ein Sixpack Cassetten, eine ist im Gerät. Der Walkmen steckt in einer Metall Keksdose, gegen Sand und Schläge geschützt.
Abgelöst wurde der Walkman vom Discman. Die Menge der mitgenommenen Musikstücke konnte nun erheblich gesteigert werden, die CDs wurden in kleinen Mäppchen transportiert. 1991 kam es zur Minidisk, dann zum 1982 entwickelten MP3 Format auf den CDs.
MP3 fähiger Diskettenspieler von Jambo mit Kabelfernsteuerung. Beim Joggen und Mopedfahren kam es zu Aussetzern.
Abgelöst wurden die mechanischen Geräte von so genannten MP3-Playern mit Festspeicher, da gab es keine Aussetzer mehr, keinen Bandsalat und verkratzte CDs. Der erste MP3-Player für den Massenmarkt, der größere Bekanntheit erlangte, war der Rio PMP300, der im September 1998 auf den Markt kam.
Diamond Rio 500, der erste wirklich gute MP3 Player. 128 MB Festspeicher und zusätzliche 64 MB Speicherkarten ließen den Stauraum der transportablen Musik auf ein geringeres Volumen schrumpfen als je zuvor.
Den wirklichen Siegeszug der MP3-Player läutete allerdings der iPod von Apple im Jahr 2001 ein. Gigabyte an Speicher und Dank iTunes eine komfortable Software ließen die Bedienung zum Kinderspiel werden. Besonders komfortabel war die Gestaltung eines Daumenrads zur Bedienung ausgefallen.
6GB iPod Mini von Apple mit Daumenrad und Monochrom Display
Um sich auf dem Markt langfristig zu behaupten ersann Apple unter der Leitung von Steve Jobs immer innovativere Geräte. Bald konnte mit dem iPod auch Radio gehört und gefilmt werden.
iPod Nano 4. Generation mit Radio, Kamera und Schrittzähler. 16 GB für 200 CDs. Der Schnickschnacksiegeszug von Apple beginnt.
Wie es bei allen technologischen Entwicklungen der Fall ist, wurde nun auch entgegen Nutzen oder Bedarf weiterentwickelt. Da das iPhone sowie andere Smartphones die MP3-Player weitestgehend ersetzt hatten, stellte Apple den denkbar kleinsten aller MP3-Player vor, der aber nicht mehr die Beliebtheit seiner Vorgänger erreichte.
Der kleinste MP3-Player von Apple ist ein wenig fummelig zu bedienen.
Das winzige Gerät mit Touchscreen ist fummelig zu bedienen, die weiter entwickelte Software mittlerweile vollkommen oversized. Die Synchronisierung der Geräte ist nervig, ohne Sicherungen muss alles immer wieder neu sortiert werden, sollte der Rechner getauscht werden. Ohne iTunes läuft sowieso nichts, also immer weiter mit Apple Produkten. Apple ist damit wieder exakt an dem Punkt angekommen wo sie vor der Microsoft PC-Revolution waren. Überteuerte digitale Geräte mit exklusiven Funktionen die einer erzwungenen Community vorbehalten sind. Der Besitz adelt im besten Marshall McLuhan Sinne: Das Medium ist die eigentliche Botschaft.

Aber sollte es nicht um die erste große Liebe gehen - die Musik? Trotz aller Entwicklungen, aller Technologien ist die Freude am Musik hören die gleiche geblieben. Ob mit dem Walkman auf Tour oder dem iPhone unterwegs, das macht keinen Unterschied, denn es kommt letztendlich nur auf die Musik an und nicht auf die Technik. So sagte schon der ewige Goethe: Die Zeit ist kurz, die Kunst ist lang. Die Apparate sind vergänglich, der Mensch ist vergänglich aber die Kunst wird bleiben. So hören die Menschen nach wie vor Musik von Beethoven bis Jimi Hendrix, egal mit welchem Apparat, mit welcher Maschine.
Die Musik von Jimi Hendrix wird nach wie vor gespielt, interpretiert und verehrt.
Auf Electric Ladyland sang Jimi Hendrix Well it's too bad that our friends, can't be with us today. Well it's too bad. The machine, that we built, would never save us', that's what they say. That's why they ain't coming with us today. Die Maschinen konnten Jimi nicht retten, Steve Jobs von Apple auch nicht. Aber die Musik von Hendrix wird weiterleben, solange es Musiker wie Hiram Bullock und Nguyên Lê und viele andere geben wird. Hendrix der zum Jazz wechseln wollte, wäre sicher begeisterter Zuhörer dieser Versionen seiner Musik.

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