Gestern der Weg von La Espina hier nach Campiello, war wieder einer von den schönen. Es gab wieder einige hundert Höhenmeter zu bewältigen, die aber auf Grund der abwechselnden und zum Teil auch anspruchsvollen Wegführung kaum Aufmerksamkeit fanden. Es ging rauf bis auf 905 m und wieder runter auf 603.Es erwartete mich ein Dorf, dass aus zwei privat betriebenen Herbergen und einem Großbauern besteht, der die Luft ordentlich ländlich aromatisiert. Wie geschrieben, hatte ich bereits gestern in der Casa Herminina reserviert und bekam für nur zehn Euro ein kleines Einzelzimmer. Unglaublich, für den Preis habe ich an der Küste mal gerade eine öffentliche Herberge bekommen.
Weil ich nun einen Termin einzuhalten habe und die letzten zwei Tage mehr gelaufen bin, als es der errechnete Durchschnitt verlangt, habe ich mich entschlossen hier in dieser Abgeschiedenheit, einen Pausetag einzulegen.
Bisschen Wäsche waschen, mal schön ausschlafen. Das größte Problem, dass bewältigt werden will, ist die Frage Pilgermenue oder nicht. Ich erörtere die Zwickmühle: Das Pilgermenü kostet 10 Euro und ist viel zu viel. Suppe, Eintopf, Fleischgericht (für mich Veg. Großer Salat), Nachtisch, Wein und Wasser. Wenn ich aber auf das Menü verzichte und z. B. nur den Salat nehme und etwas zu trinken, zahle ich 12,00. Ja also, wenn man sich ein Lösungsdefizit schriftlich vor Augen führt... Da bleibt nur das Menü.
Vorgestern hatte ich ein eher typisches Camino-Gespräch gehabt, mit... keine Ahnung, nennen wir sie Ursula. Ursula ist eine 62-jährige Deutsche, die seit etlichen Jahren in London Deutsch unterrichtet und bereits zum wiederholten Mal den Jakobsweg geht. Und da wir zum dritten Mal die Herberge teilten, also eine gewisse Vertraulichkeit da war, kamen wir ins Gespräch und sie fragte mich, warum ich denn den Jakobsweg gehe.
Das ist immer eine Frage, zumal ich den Eindruck habe die Menschen immer zu enttäuschen, wenn ich sage:

- Er bot sich einfach an. Ich musste einfach mal los und dieser Fernwanderweg ist am besten ausgeschildert.
U. Ja, aber du musst doch einen Grund, eine Frage, gehabt haben?
- Klar, meine Kinder, die ich die letzten 15 Jahre allein großgezogen habe, waren aus dem Haus, und es war mal an der Zeit etwas entschieden anderes zu machen.
U. Und hast du in der ganzen Zeit noch keine Veränderungen verspürt, ist dir noch nichts besonderes wiederfahren?
- Doch natürlich, aber es hat nichts mit dem Camino tun. Es hat etwas mit meiner Offenheit, mit meinem Weg, aber nichts mit diesem Weg zu tun.
U. Ich habe Menschen kennengelernt, die sind mit schwierigen Fragen den Jakobsweg gegangen und sind ganz andere Menschen geworden, vieles hat sich zum Positiven gewandelt.
- Das glaube ich dir. Nur es ist aus meiner Sicht nicht der, dieser Weg, sondern es die Offenheit mit
der sich die Menschen auf den Weg machen. Wenn ich in einer Lebenskrise wirklich glaube, dass mir etwas helfen kann, ist ein wesentlicher Schritt bereits getan. Und da ist es meiner Meinung nach völlig egal, ob ich mich in eine Kirche setze, an das Grab meines Vaters, an einen alten Baum oder mich auf irgendeinen Weg mache. Allein dadurch, dass ich meine Situation formuliere und um Veränderungen bitte und daran glaube, öffne ich mich für Dinge, die ich vorher gar nicht beachtet hätte.U. Ja aber die besonderen helfenden Begegnungen. Wir (sie ist mit einer Freundin unterwegs) fragen uns abends immer welche Engel und heute wieder begegnet sind.
- Ja, toll oder, wenn du irgendwo stehst, nicht mehr weiter weißt und in dem Moment hält ein Passant und sagt, Camino de Santiago? da lang! Super! Ist mir auch schon einige Male passiert.
U. Und das ist doch was besonderes!
- Weil du hier dafür offener bist. Wie oft passiert es im Alltag, dass dir jemand was aufhebt, hinterher trägt. Wir bedanken uns und haben es zehn Minuten später vergessen. Aber auch im Alltag, macht es der Grad unserer Offenheit aus, wie viel Gutes uns begegnet und wie sehr wir uns darüber freuen können.
Ich bin der Überzeugung, dass letztendlich das hilft, wovon wir überzeugt sind, dass es hilft, dass es Wunder wirkt, wenn wir es erwarten.Für mich war und ist dieser Weg etwas ganz tolles und hat mir tatsächlich viele Erkenntnisse gebracht und zwar weil ich ihn gegangen bin. Der Weg selbst ist für mich kein anderer als alle anderen Wege, manchmal steinig, staubig, matschig, manchmal leicht zu gehe. Manchmal läd er ein sich auszuruhen, ein anderes Mal treibt er dir fast die Tränen in die Augen. Und fast immer wird am Ende die Anstrengung belohnt. Wie das Leben selbst halt!
Und deshalb werde ich auch nie ein Camino-Fan werden. Einer von denen die meinen ihn immer wieder gehen zu müssen. Was ich aber weiß ist, dass mir diese Monate so gut getan haben, dass ich eine mehrmonatige Wanderung, alle zwei bis drei Jahre machen sollte, sofern es mir möglich ist.
So, genug der philosophischen Ergüssse! Zwischenzeitlich habe ich Wäsche gewaschen, den Inhalt des Rucksacks komplett sortiert und festgestellt, dass der lila farbige Hut in meinem Zimmer, von dem Kameruner ist, mit dem ich mir die Fähre am 08. August von Laredo nach Santoña geteilt habe. Selbst das Preisschild ist noch an der gleichen Stelle der Krempe.
Upps, da habe ich irgendwie das Höhenprofil der App verschoben. Die etwas über dreihundert Meter von heute, waren zwar auch schon ganz knackig, aber für eine Bergwanderung eher ein Schmunzler.
der Hälfte des Weges im Laubengang der romanischen Kirche Santa Eulalia, machte Rast und stellte mir vor, wie viele Pilger hier schon gesessen haben um zu rasten, sich vor Regen zu schützen oder sogar im Schutze des Daches übernachtet haben. In dem Moment pünktlich, als Brot und Käse offenlagen, kam ein Streuner um die Ecke, als ich sah, dass er keinerlei aggressives Verhalten an den Tag legte, bot ich ihm etwas Brot an, was er mir vorsichtig aus der Hand nahm und auf den Boden legte. Du willst jetzt aber nicht meinen Käse? Natürlich wollte er meinen Käse. Bekam aber nur eine Scheibe, denn verhungert sah er nun wirklich nicht aus. Danach teilten wir uns noch einen Rest Butterkuchen, den er zu lieben scheint. Immer schön abwechselnd, ein Scheibchen für ihn, ein Scheibchen für mich.
Die spanische Gemeinde hier auf dem Primitivo, ist schon eine andere als das was ich bisher mitbekommen habe. Herzlicher, derber und einlandender wenn man einmal ein paar Worte gewechselt hat. Von links Toni aus Barcelona, Miguel der Hüne, Herkunft mir nicht bekannt, Ernesto aus Barcelona, Joan aus Sevilla und Frank aus Wuppertal.
Und was hier so schön blüht, sind nicht etwas späte Krokusse, sondern frühe und tödlich gifte Herbstzeitlosen. Ganz ohne Blätter nur Blüten? Die Blätter haben sie im Frühjahr, wenn auch der Bärlauch wächst, das macht sie so gefährlich, wenn man sich entweder nicht genau auskennt oder mal nicht aufpasst.
siebenhundert Meter Höhe. Mit dem anfänglichen Auf-und-Ab waren es dann heute die fast 1.000 Höhenmeter und ich muss sagen, dass es auf dem Weg ganz gut geklappt hat, zumal es noch unglaublich gegossen hat zwischendurch, aber jetzt merke ich doch von den Füßen bis zum Nacken, alles was irgendwie ziehen und sich beschweren kann.
Zwei Kilometer weiter, in El Espina, bekomme ich dann ein Bett, dass aber auch wegen Reservierungen das Vorletzte war. Eigentlich, ist es so, dass in Pilgerherbergen nicht reserviert werden darf. Was soll ich hatte ja Glück. Für morgen, 25 km entfernt, habe ich eine Reservierungs-Email geschickt und bereits bestätigt bekommen.
habe, kam es mir immer irgendwie falsch vor. Der Camino verlief vorwiegend über kleine, zum Teil sehr alte Wege und Pfade, sodass sich gut vorzustellen war, wie hier vor 1.100 Jahren König Alfonso II. von Austurien unterwegs war. Bis auf eine kleine Steigung schlängelte er sich fast ebenerdig durch die vorhanden Täler.
Die Herberge hier in Gardo ist gerade mal zwei Monate alt. Leider immer noch engestellte acht Etagenbetten, sprich sechzehn Plätze, die um 14.00 vergebens waren und Pilger wieder gegeschickt wurden. Ansonsten tolle Räume. Heidi, die Deutsch, Englisch und Spanisch sprechende Hauptverantwortliche aus Norwegen, hat Hilfe von Rowan und Margarete. Rowan ist in Südafrika geboren und lebt mit seiner Frau Margarete in Australien. Beide sind zum vierten Mal in Spanien, sind drei Mal den Camino Francés gelaufen, verbringen jetzt sechs Wochen in Spanien und helfen davon zwei Wochen als Hospilieros aus, um danach weiter nach Santiago de Compostela zu laufen.
So wie der Schachtelhalm heute aussieht, so sah er bereits vor 400 Millionen Jahren aus nur zehn Mal so groß, soll heißen: Heute so zwischen 70 und 100 cm groß, damals bis zu zehn Meter. Er hat von damals eine Verwandte aus dem Tierreich, die Vogelspinne, deren Unterschied zu vor 400 Millionen Jahren ebenfalls nur die Größe ausmacht. Heute 7 bis 10 cm, damals ein Meter. Da hat so mancher Saurier das Grausen bekommen.
Radfahrer, zuviel Jogger, zuviel Surfer. Ich habe den Vergleich schon mal bemüht, es geht hier auf den Wegen teilweise zu wie auf der Cranger Kirmes. Ich habe es mir schon etwas ruhiger vorgestellt. In Nuvea dann, einem sehr hübschen kleinen Ort, mit gewisser Strandentfernung, gab es einen Bahnhof und tatsächlich sollte um 14.44 h ein Zug nach Oviedo fahren. Ich aß ein Döschen Reissalat mit Brot und wartete. Und wartete. Und w....
Babbeln. Bin gerade in der Lektion, in der es ums Essen geht. Me gusta la paella. Mir schmeckt die Paella.
Camino Primitivo ist, den man über den Camino del Norte erreichen kann, wenn man nicht bis Oviedo fliegen oder mit dem Zug fahren will. Und die zweite Möglichkeit ist die, die zum Camino del Norte gehört.
Später klarte es auf und es wurde sehr heiß, als ich der Küste wieder näher kam, sah ich, dass die gesamte Küsten im Nebel lag. Und durch Llanes zogen, je nach Wind ganz vereinzelt, bei tollen Wetter Nebelschwaden durch die Gassen. Als ich weiter ging, schien von links die Sonne, total warm und von rechts kamen diese kühle Schwaden, die den Körper einseitig abkühlten. Erstmalig in fünfundfünfzig Jahren.
