8. Choppertown Sideshow
Frank Bick
Kaldenkirchen, Samstag der 03. September 2016, 8 Uhr morgens. Noch schlägt der Puls der 10.000 Seelen Gemeinde Kaldenkirchen im Kreis Viersen im üblichen niederrheinischen Trott, bis auf die aufgebaute Kirmes mit 4 Fahrgeschäften und ein paar Buden ist alles wie immer. Zum 8. Mal ist aber genau diese Kirmes Anzeiger dafür, dass im Zentrum der kleinen Stadt bald die Hölle los sein wird , denn hier wird für einen Tag die Sideshow aufgeführt und im Zentrum der Stadt rund um die Kultkneipe Quartier Latin wird die Choppertown aus dem Nichts erwachsen. Lutz Tiemann, der Veranstalter der Sideshow legt den Termin ganz bewußt auf die Kirmestage der Stadt, denn dann sind zum einen Rettungskräfte vor Ort, zum anderen ist es laut im Zentrum und der Lärm der ab Mittags eintreffenden Motorräder erregt nicht allzu sehr den Ärger der Öffentlichkeit.

Am Vormittag bauen etwa 20 Händler ihre Stände in den umliegenden Gassen auf. Teilehändler, Kustomizer, Künstler und natürlich Verpflegungsstände und nicht zuletzt eine Bühne direkt vor der Kneipe. Ab Mittag geht es schnell, viele Hundert Motorräder treffen Stunde um Stunde ein und die umliegenden Straßen die vorab weitestgehend autofrei gehalten wurden werden von unzähligen Choppern, Bobbern und Cafe Racern vollends zugeparkt. Nur die spektakulärsten Umbauten werden direkt in die Altstadtgassen gelassen und nun folgt ein ungewöhnliches Prozedere. Die Besucher bekamen beim Eintreffen Kunststoffperlenketten ausgehändigt und wählen nun die ihrem Geschmack nach besten oder coolsten Bikes aus, wer die meisten Ketten hat gewinnt. Wirkliche Regeln gibt es nicht.

Gegen 18 Uhr kommt es zur Auszählung und Siegerehrung der kettenprämierten Fahrzeuge. Damit er nicht mit leeren Händen da steht ist Lutz Tiemann das ganze Jahr vorab unterwegs um Sponsoren und Spender zu gewinnen, Preise und Urkunden zu bekommen. Die Gewinner werden dann auf der Bühne gefeiert, die Preise überreicht. Die Veranstaltung ist nicht kommerziell ausgelegt, soll keine Gewinne abwerfen. Die Belohnung die sich Lutz neben dem Spaß an der Veranstaltung gönnt, ist im besonderen die Einladung von Größen der Szene aus dem Chopperland USA, die er zuvor besucht hat und mit welchen er im Geiste und freundschaftlich verbunden ist. In diesem Jahr kam Rico Fodrey alias Father Fury zum zweiten mal zur Veranstaltung, jenes sympathische Urgestein der Choppertown Bewegung aus Kalifornien. Damit sich der Bike Builder den Aufenthalt hier überhaupt finanziell erlauben konnte, wurde vorab ein Fundus gegründet, Shirts und Aufkleber produziert die den Besuch damit erst möglich machten.

Gewinner der Show war Arne der mit Hilfe von Ricky de Haas - dem Inhaber Wannabe-Choppers - ein wirklich schönes Bike auf die Beine gestellt hat. Stolz fuhr der extrovertierte Kerl auf das Podest und nahm dem erstaunten Ansager gleich mal das Mikrofon aus der Hand um die Sache selbst zu regeln. Da trat der Ausbilder für Schweißtechnik Christian aus der Custom Cycle Crew weitaus bescheidener auf. Er erhielt einen speziellen Rico Fodry Preis für seinen bildschönen Umbau und als man ihn fragte wie er es schaffte all die Mühen auf sich zu nehmen war seine Erklärung eindeutig: "Jede Menge Bier!"

Unser Fazit zu dieser Veranstaltung fällt wie immer sehr positiv aus. Es ist eine der wenigen Veranstaltungen die den Spagat zwischen Kommerz und Authenzität bewahrt hat, nicht zuletzt deshalb weil die Hauptverantwortlichen Lutz und das Team des Quartier Latin selbst leidenschaftlich dem Motorrad fahren und schrauben fröhnen und ihnen die Community bei der Sache das größte Anliegen ist.

Nach der Show ist vor der Show, vielleicht seid ihr ja nächstes Jahr dabei? Mehr über den Veranstaltungsort: http://www.quartier-latin.info/