Stadt 2

Stadtgeographisches Modell

Christaller 1933 : Modell der zentralen Ordnung

Welche ökonomisch-organisatorischen Gesetzmäßigkeiten bestimmen die ungleichmäßige Verteilung sowie die unterschiedliche Größe und Bedeutung städtischer Siedlungen?

Wichtigster Begriff ist nicht städtische Siedlung sondern ZENTRALER ORT bzw. Zentralität

Ein Ort ist dann zentral wenn er zentrale Gewerbe besitzt und zentrale Güter und Dienste im Überschuß anbietet. Z.B. Banken Gewerbe Verbände usw.

 

BEDEUTUNGSÜBERSCHUSS

"Die relative Bedeutung eines Ortes in Bezug auf das ihn umgebende Gebiet , oder der Grad , in dem die Stadt zentrale Funktionen ausübt " bezeichnet Christaller als ZENTRALITÄT.

Gut und Dienstleistung haben eine eigentümliche Reichweite.

Die Hierarchie der zentralen Orte ergibt sich daraus daß jedes zentrale Gut eine ihm eigene Reichweite hat. Reichweite ist jene Entfernung bis zu der die Bevölkerung das Gut in einem zentralen Ort auch erwirbt.

Aktionsreichweite ist jene Entfernung die der Einzelne für Besorgungen oder Arbeit regelmäßig wiederholt.

 

Aus den genannten Erwägungen folgt:

Unterzentren

  • Unterste Verwaltungsbehörde
  • Post
  • Kirche
  • Mittelpunktsschule
  • Geschäfte der Grundversorgung
  • Apotheke
  • Arzt und Zahnarzt
  • Sparkasse
  • Bäuerliche Genossenschaft

Mittelzentren

  • Alles aus den Unterzentren
  • Vollausgebaute höhere Schule
  • Berufsschule
  • Krankenhaus
  • Facharzt
  • Notare Anwälte
  • Steuerberater
  • Kulturelle Angebote

 

Oberzentren

  • Alles aus den Mittelzentren
  • Waren- und Kaufhäuser
  • Spezialgeschäfte
  • Hoch- und Fachschulen
  • Spezialkliniken
  • Theater
  • Museen
  • Regionalbehörden
  • Wirtschaftsgebäude

 

 

Zentraler Ort höchster Stufe

Einrichtungen von übergeordneter Bedeutung in Verwaltung und Wirtschaft

Modellannahmen (zu den verschiedenen Zentren) : Homogenität, lediglich ein Produktanbieter und poly-politisches Verhalten

 


Um 1850 gab es 3 Teilbereiche der Geographie :

Mathematische Geo + Physische Geo + Politische Erdbeschreibung

1897 Friedrich Ratzel ist der Begründer der Politischen Geographie

"Zusammenhang zwischen Boden und Staat"

"Der Staat ist ein bodenständiger Organismus"

 

Fußend auf Ratzel veröffentlichte der Schwede Kjellén seine Staatslehre

Geopolitik erfuhr nach dem ersten Weltkrieg eine rasche Verbreitung (politische Geographie)

 

Hassinger à Landschaftslehre als Aufgabe der politischen Geographie da es eine Abhängigkeit zwischen Landschaft und Staat gibt

 

Nach dem 2.Weltkrieg war es 'verpönt' von Heimat- oder Landeskunde o.ä. zu sprechen.

Neue Begriffe :

 

Aufgabe der politischen Geographie in zwei Kernfragen

  1. Wie wird politisches Handeln durch geographische Strukturen (räumliche) beeinflußt?
  2. Auf welche Weise ändern politische Entscheidungen und die ihnen entsprechenden angeordneten Maßnahmen , Struktur, Funktion und Dynamik eines Raumes?

VON DESKRIPTION ZU DEPENDENZ

 

Beziehungen zwischen politischem Handeln und Raumstruktur nach J. Hagel

 

 

Politisch geographische Strukturelemente des Raumes

 

Schwind unterscheidet mehrere Hauptstadttypen (Anfang 70er)

 

Kern und Randgebiete

Entstehung von Rußland um Moskau

... von Frankreich um Paris

... von Italien um Rom

 

Historisches Erbe

 

Motive für Kolonisation

 

 

Grenzen

Außengrenzen sind Geltungsbereiche für selbstverfasste Gesetze.

 

Gestalt und Arten von Außengrenzen

 

Geometrische Klassifikation von Grenzen

  1. Antezedente Grenzen (ohne Kenntnis des Raumes)
  2. Subsequente Grenzen (nach der Bildung eines Kulturraumes)
  3. Aufgezwungene Grenzen (Kolonien, DDR)
  4. Reliktgrenzen (eher Säume als Linien, historischen Ursprungs)
  5. Grenze des Luftraumes (bis zur Kontrollmöglichkeit, Luftfahrtabkommen Paris / Chicago)
  6. Grenze unter der Erde (bis zur technischen Abbaumöglichkeit)

 

Aktivitäten von Staaten beiderseits der Grenzen

Bundesraumordnungsgesetz 1968

Zonenrandförderungsgesetz 1971

 

In der DDR dagegen erfolgte die Entleerung der Zonenrandgebiete !!!

 

Methodische Ansätze zur Erfassung der Grenzthematik (Prescott 1975)

Verhaltensorientierte Analyse von Grenzen

 

Unterschiedliche Bewertung der Grenzräume (Zonenrandgebiet)

 

Systemanalytischer Ansatz (quantitativ)

 

Binnengrenzen

  1. Grenzen der Gliedstaaten in förderalistischen Systemen
  2. Verwaltungsgrenzen
  3. Grenzen der Verbreitung von ethnischen, sprachlichen, nationalen oder religiösen Gruppen
  4. Operative Grenzen für die sektorale oder regionale Staatstätigkeit
  5. Grenzen des Wirkungsbereiches öffentlich, rechtlicher Körperschaften
  6. Grenzen des staatlichen Grundeigentums
  7. Grenzen der Wahlkreise

 

 

Aufgaben der Sozialgeographie

Def: ist die Wissenschaft von den räumlichen Organisationsformen und den raumbildenden Prozessen der Daseinsgrundfunktionen menschlicher Gruppen und Gesellschaften . (Schaffer 1968 S.16)

 

Jede sozialgeographische Untersuchung hat nach Bobek mindestens 3 Fragekreise (1963)

  1. Die Bestimmung der räumlichen Sozialstrukturen vornehmen, d.h. raumwirksame Gruppen ausscheiden und ihre Verteilung im Raum studieren. Bobek bezeichnet diesen Schritt als Bestimmung der geographischen Sozialstruktur.
  2. hat die Bestimmung des räumlichen Systems der Funktionen und Prozesse eben jener Gruppen zu erfolgen. (geographisches Sozialsystem)
  3. Schließlich geht es um die Erfassung der Raumstrukturen . Bobek nennt sie die funktionierenden Stätten die den räumlichen Ablauf des Lebens ermöglichen.

Fazit = Struktur und Prozeß


 

 


Uhlig (1970) hat ein System der geographischen Wissenschaft aufgestellt

è Kräftelehre = Sozialgeographie

Sozialgeographie wird somit als Lehre von den sozialen Kräften, die in allen Teilgebieten der Anthropogeographie wirken, verstanden, und steht daher im System der Kulturgeographie nicht neben Teilgebieten wie Bevölkerungs-, Siedlungs-, oder Wirtschaftsgeographie, sondern als übergreifende Kräftelehre über ihnen.

Sozialbrache?

Bartels : Der Gegenstand der Sozialgeographie ergibt sich aus der Anwendung raumzeitwissenschaftlicher Methodik aus Problemzusammenhängen der wirtschafts- und sozialwissenschaftlichen Grundperspektive

 

Aufgaben der Sozialgeographie nach Bartels

Choristische Typenbildung

Beschreibung von Verteilungsmustern und Charakterisierung von Arealen und Feldern. Typisierung von Gebieten. z.B. Gemeindetypisierung

Aufdeckung chorologischer Regelhaftigkeiten insbesondere Untersuchungen von Regionszusammenhängen von räumlichen und funktionalen Verknüpfungen bestimmter Erscheinungen.

 

Chorologische Modellbildung

Modellhafte Darstellung menschlichen Handelns in Abhängigkeit von erdräumlichen Distanzen.

 

Raumwissenschaftliche Theoriebildung insbesondere ökonomischer Standorttheorien.

Geographie ist die Beschreibung und Erklärung von Erscheinungen der Erdoberfläche mit dem Ziel regelhafte Zusammenhänge herauszuarbeiten, wobei die strukturale (choristisches Prinzip) , funktionale (chorologisches Prinzip) und die historisch genetische Betrachtungsweise (zeitwissenschaftliche Perspektive) berücksichtigt werden .

Die Zielsetzung der Sozialgeographie wird aus der konsequenten Einbeziehung der wirtschafts- und sozialwissenschaftlichen Grundperspektiven in diese allgemeingeographischen Fragestellungen abgeleitet, d.h. Aufgabe des Faches ist das Studium und die Erläuterung erdoberflächlicher Verbreitungs- und Verknüpfungsmuster unter dem Aspekt menschlicher Aktivitäten.