Weber 1909 ; Taylor und Thrift (1983)

Die klassische Industriestandorttheorie von Alfred Weber (1909)

Dem Standortmodell von Weber lagen die folgenden, vereinfachten Annahmen zugrunde :

Schon die Kenntnis der Grundannahmen für das Modell offenbart dem Leser die Schwächen des Modells. Derart homogene Situationen sind realitätsfremd.

In einem weiteren Schritt unterschied Weber die für den Produktionsprozeß eingesetzten Materialien :

Nach der Vereinfachung der Grundannahmen durch Weber,  blieb am Schluß nur noch der Transportkostenfaktor, also welche Materialien mit welchem Gewicht und Volumen mußten transportiert werden ?

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Abbildung 1 : In diesem Beispiel wird angenommen das M1 wie M2 mit je 10t in das Fertigungsprodukt einfließen. Für P = M1 (Produktionsort) ergibt sich dann folgende Rechnung : 10t x 60km +20t x 100km = 2600t/km. Für P = M2 : 10t x 60km + 20t x 80km = 2200t/km. Für P=K : 10t x 100km + 10t x 80km = 1880t/km. Wie die Rechnung es verdeutlicht, wäre in diesem Beispiel K der wirtschaftlichste Produktionsort.

Für die Montanindustrie hatten die Kriterien Webers sicherlich Bedeutung, da der Transport von Erzen und Kohle mit hohen Kosten verbunden war. Heute spielen andere Faktoren eine Rolle. Wichtig ist die Struktur des Unternehmens. So wird ein Bäcker immer den Absatzort zur Produktionsstätte wählen, während Hersteller von Mikrochips eine Anbindung an internationale Verkehrswege und ein Umfeld mit geeigneten Arbeitskräften vorziehen. So ist die Standortbestimmung abhängig von der Strategie des Unternehmens.

Strategieorientierte Standortlehre von Taylor und Thrift (1983)

Segment A Einbetriebsunternehmen

A1 = loggards absatzorientiert

Handwerker
Selbstzufriedene

intermediaries

A2 = Satelliten Spezialisten und Zulieferer in Abhängigkeit von großen Unternehmen
franchiser,Lizenznehmer, welche mit fremden know-how produzieren
Subkontraktoren
A3 = loyal opposition faire Konkurrenten, die in Marktnischen tätig sind

A4 = leaders Marktführer

Segment B Mehrbetriebsunternehmen

B1 Multidivisionale Großfirmen, meist ältere Unternehmen

loggards alte Produktion und Produktion in Billigländern
intermediaries neue Produktion
leaders Führungskräfte
support Hilfsabteilung für Handel, Transport und Computerdienste

B2 Globale Unternehmen

Tochterfirmen

 

Die Unterschiede der einzelnen Unternehmen sind schwammig formuliert und die Beweggründe für die Standortwahl uneinsichtig. In dieser Form ist die Theorie nicht zu gebrauchen. Deutlich wird allerdings, daß die Struktur des Unternehmens die Standortfaktoren beeinflußt.