Auf dem Weg

Frank Hoppe, Natur- und Landschaftsführer.
Nachdem ich vom 01.Mai bis zum 22. September 2016 von Wuppertal, nach Santiago de Compostela und darüber hinaus gelaufen bin, bearbeite ich nachfolgenden, geblogten Reisebericht um ihn in Buchform zu bringen. Darüber hinaus werde ich diese Plattform nutzen, um weiterhin über meine Freizeitaktivitäten in der Natur zu berichten und wissenswertes weiterzugeben. Schaut hin und wieder mal rein, oder gebt der Facebook-Seite "Wandern-in-und-um-Wuppertal" ein Gefällt mir. Dann bekommt Ihr automatisch Bescheid, wenn es etwas Neues gibt!
09. September

Es ist halb neun, habe gerade gefrühstückt. Ob es mir bekommt? Es grummelt und ich habe ein etwas flaues Gefühl im Bauch. Habe mich heute Nacht ganz furchtbar übergeben müssen. Nee, am Alkohol kann es sechs Stunden nach dessen Genuss nicht gelegen haben. Danach war aber gut und ich habe noch fein geschlafen. Also habe ich es mit Frühstück probiert... War lecker aber war es auch schlau?
Dichter Nebel liegt wieder in den Tälern auf dem Weg nach Santiago. Ich starte gleich noch mal mit 100 Höhenmetern habe dann aber bis Santiago die Anstiege hinter mir. Wenn ich schwächel, mache ich mehr Pausen, ich habe ja Zeit.

Pilgermonument Monte do GozoAm Monte do Gozo, dem letzten Berg vor Santiago de Compostela gab es noch einmal ein Treffen mit vielen weiteren Pilgern. Monte de Gozo heißt: Berg der Freude und soll sich auf das Glücksgefühl der Pilger beziehen, das die Pilger erfüllt, wenn sie nach den ganzen Strapazen endlich das ersehnte Ziel Santiago de Compostela vor sich sahen.
Es gibt auf dem höchsten Punkt ein zehn Meter hohes Monument aus Stahl und Stein. Und die Pilgerherberge hier bietet sage und schreibe 400, im heiligen Jahr sogar 800 Schlafplätze.
Heiliges Jahr: In dem Jahr in dem der Jakobstag, der 25. Juli auf einen Sonntag fällt, wird von der katholischen Kirche das heilige Jahr ausgerufen. Nur im heiligen Jahr wird die heilige Pforte geöffnet, die den Gläubigen allein beim Durchschreiten Befreiung von allen Sünden verspricht. Der Weg hinter der Pforte führt an den Reliquien des Heiligen Jakobus vorbei, sodass sich in diesen Jahren tägliche Warteschlangen von bis zu zwei Kilometer bilden. Da es sich dieses Jahr um kein heiliges Jahr handelt, sollte die Pforte eigentlich geschlossen bleiben. Eigentlich....

Vom Monte do Gozo führte der Weg bergab und zog sich noch einige Kilometer durch die Vorstädte Santiagos, bis er unmittelbar vor der Kathedrale erstmal zu Ende war.
Es pulsierte, was sich in den folgenden zwei Wochenendtagen noch verstärken sollte. Die Stadt war voller Pilger und Touristen. Auf dem Hauptplatz zwischen Kathedrale und dem imposanten Gebäude der Provinzverwaltung fand am heutigen Freitag eine Soldatenvereidigung, am Samstag ein Basketball-Event und am Sonntag ein großes Oldtimertreffen statt. Die Stadt war voll! Neben Pilger und Touristen waren da Folkloregruppen die in Trachten und mit Pauken und Dudelsäcke durch die engen Gassen der Altstadt zogen, sowie jede Menge Gaukler und Bettler. Die einen versuchten durch echtes Können an das Geld der Passanten zu kommen, während die anderen auf heiliges Mitleid hofften, bzw. spekulierten.
Ich erkundigte mich wo ich am nächsten Tag meine Compostela, meine Urkunde bekam und bezog das Hotel, dass Carina von Deutschland aus gebucht hatte.
Nachmittags um 17.00 holte ich sie vom Flughafen in Lavacolla ab. Nachdem Carina eine Stunde auf ihre Wanderstöcke warten musste, waren wir erst abends wieder in Santiago und so blieb an dem Tag nur noch das Abendessen.

Am Morgen des 10. September, meinem Geburtstag ging ich früh los, damit ich direkt um acht UhrPilgerurkunde mit Stock und Rose an der Ausgabestelle der Urkunden zu den ersten gehörte. Zu den ersten ja, aber es waren dennoch bereits ungefähr zwanzig Pilger vor mir dort.
Nach einem ausgiebigen Frühstück fanden wir uns um halb zwölf in der Kathedrale zum Pilgergottesdienst ein. Der Gottesdienst begann um zwölf Uhr und nachdem ein Kirchenmitarbeiter dreimal alle Besucher dreisprachig gebeten hat das Fotografieren einzustellen und die Kathedrale wegen des bevorstehenden Gottesdienstes zu verlassen und da das bis zehn Minuten nach Beginn des Gottesdienstes nicht möglich war, haben Carina und ich diesen furchtbaren Ort einvernehmlich verlassen.
Etwas frustriert entdeckten wir eine kleine Kirche, die San Francisco gewidmet ist. Es war eine Kirche aus dem 18. Jahrhundert. Der Innenraum war sehr freundlich gestaltet und empfing uns mit schöner und leichter, einer für Kirchen eher unüblichen Musik. Neben einem in brauner Kutte gekleideten Mönch, waren wir die einzigen Besucher und konnten die von der Musik begleiteten Stille genießen. Auch ich konnte erstmals etwas Ankommendes verspüren.

Wie bereits gesagt, war die Stadt fast unerträglich voll und laut. Allem zum Trotz, haben wir uns in eine Touristen-Bimmelbahn gesetzt und eine einstündige Stadtrundfahrt mitgemacht.
Und am Abend an einer deutschsprachige Führung der deutschen Pilgerfürsorge um die Kathedrale teilgenommen, die ausgesprochen interessant war.
Neben interessanten historischen Dingen, erfuhren wir zum Beispiel, dass wegen des von Papst Franzikus ausgerufenen Jahres der Barmherzigkeit, der Bischoff von Santiago beschlossen hat, auch in diesem Jahr die heilige Pforte zu öffnen.
Das ließen Carina und ich uns nicht zweimal sagen. Am nächsten Morgen um neun, zu den ersten gehörend, schwubs durch die Pforte und zack, frei von allen Sünden. Man kann sagen, dass ich nahezu einem Engel gleich hier am PC sitze.

Auf dem Weg nach FinesterreAm Montag früh, es war der 12.09., machten wir uns auf den Weg zum etwa 100 km entfernten Finisterra. Wobei sich der Weg nur unwesentlich vom Camino el Norte, dem Küstenweg unterschied.
Es ging häufig sehr kurzweilig, will sagen steil auf 150 Höhenmeter rauf und ebenso schnell und steil wieder runter. Unterbrochen allerdings von insgesamt zwei etwas längeren Höhenwegen von denen der eine am Berghang durch den Wald und der zweite über eine herrliche Heide ähnlicheHeidelandschaften Zwischen Santiago und Finesterre Hochebene führte.
Am vierten Tag verließen wir die Hochebene bei Höhenmeter 300 und begaben uns auf direkten Weg Richtung Normal Null, sprich Meeresspiegelniveau.
Dieser Abstieg stellte für Carina, die trotz ihres ungeübt seins hervorragend mitgelaufen ist, vor eine echte und schmerzende Herausforderung.
Der Freitag, hatte nur noch 13 km, die sie mit zusammengebissenen Zähnen bis zum Ende lief. Vorbei fahrende Busse ignorierte sie völlig.
Meerblick Hotel Playa de EstordeSieben Kilometer vor Finisterre, haben wir in einem Hotel unmittelbar am Strand einen Kaffee getrunken, in dem wir uns zwei Tage später, völlig überrascht, dass es so preiswert ist, für vier Tage eingemietet haben.
Doch zunächst haben wir Finterra, den Ort 3 km vor Finisterre erreicht, das gebuchte Hotel bezogen und einen vorsichtigen Ortsbummel gemacht, denn der Abstieg vom Vortag hing Carina noch sehr schmerzhaft in der Hüfte und sollte es auch noch die nächsten Tage tun.
Am folgenden Tag sind wir pünktlich zum Sonnenuntergang, der sich von seiner spektakulären Seite zeigte zum Kap Finisterre gelaufen, haben auf der Terrasse einer sehr schönen Bar, bei passender Hintergrundmusik und einem erstklassigen Rioja den Sonnenuntergang bewundert und auf das Ende eines tollen Abenteuers angestoßen.
am Ziel?

Fazit...

Fazit?

In den nächsten Tagen...
Zwischenbericht
19.09.2016
Finesterre 10 Minuten nach Sonnenuntergang

Am 09.09. habe ich Santiago de Compostela erreicht und am Nachmittag mit dem Bus Carina vom Flughafen abgeholt. Die Compostela, die Urkunde bezüglich meines Weges und meiner Ankunft habe ich mir wie geplant am 10. September zu meinem Geburtstag ausstellen lassen.
Es waren bis jetzt tolle 10 Tage. Wir haben uns planmäßig am Montag auf den Weg nach Finisterre, dem Ende der Welt gemacht und sind am Freitag in Finterra der Stadt drei Kilometer vor dem Kap Finisterre eingetroffen.
Sonnenuntergang am Ende der WeltAm Samstagabend meinte es das Wetter sehr gut mit uns und hat uns am Kap einen wunderbaren Sonnenuntergang beschert.
Seit gestern, Sonntagvormittag sind wir im Hotel Playa de Estorde, das wir Hotel Playa de Estorde Zimmer mit Meerblickauf unserem Weg sieben Kilometer vor Finterra entdeckt haben.
Es gab die eine oder andere Besonderheiten in Santiago und auf dem Weg hierher, auf die ich aber zu einem späteren Zeitpunkt eingehen will, weil es sich hier schließlich nur um einen Zwischenbericht handelt.



06. September

Familienpaella in ArzúrNachdem ich gestern meinen ersten Tag Camino Francés hatte, bin ich heute in Arzúr angekommen, oder besser gesagt reingeschlendert. Das Bett hatte ich bereits gestern reserviert, so habe ich abgelegt und bin etwas in die Stadt gegangen. Arzúr, hat die Besonderheit, dass hier die beiden restlichen spanischen Caminos dazustoßen. Von rechts oben, sprich Norden, schließt der Camino del Norte an und von links unten, was dann Süden ist, kommt der Camino del Plato dazu. Die APP sagt, zwischen Arzúr und Santiago werden sie mit zum Teil bis zu 1.000 Mitpilgern unterwegs sein. Das ist dann natürlich im Sommer und zusätzlich Wochenende. Aber es kommt mir nicht viel weniger vor.
Seit gestern Abend weiß ich dann auch warum hier unglaublich viele noch mit Blasenpflaster rumhumpeln. Man sollte ja annehmen, dass sowas die ersten 100 km passiert und dass danach alles geschmeidig ist. Es gibt wohl sehr viele Spanier, aber auch Italiener die sich mit Flieger und Zug, 100 km vor Santiago bringen lassen, um die Mindestkilometer zu laufen, die man braucht um die Urkunde zu bekommen, weil sich das gut im Lebenslauf macht.
Soviel zu den Hintergründen.

08. September zwei Tage später

Heute, am Vormittag ging ich durch den Wald, als ich von einem Geräusch völlig überrascht wurde.Mittelalterliche Brücke
Es war das Geräusch, wenn der Flieger am Ende der Rollbahn steht und der Pilot den Gashahn aufdreht und du im gleichen Moment in den Sitz gedrückt wirst. Zeitgleich das Klackern der Reifen die schneller und schneller über die Betonplatten jagen, dann Stille und kurze Zeit später das sich entfernende Düsengeräusch.
Ohne es zu merken, befand ich mich in unmittelbarer Nähe des Flughafens von Santiago, der fast komplett umrundet werden muss.
Ich habe mich richtig gehend schwer getan mit den vielen Menschen. Jetzt, nach gutem Zureden und einigem Winken mit diversen Zaunpfähle von Seiten der spirituellen Führung, habe ich gelernt und bin meiner Mitte wieder näher gekommen.
Ganz schön blöd könnte man meinen, sich so von den letzten Tagen seines Weges ablenken zulassen. Aber bekanntlich hat alles seine Zeit und vielleicht kann ich von diesen Erkenntnissen etwas mit nach Hause nehmen. Denn dieses Thema ist kein Neues.
Nun bin ich in Lavacolla, etwa 10 km vor Santiago de Compostela und denke, dass es ein guter Weg war. Und dass ich die nächsten zwei Tage das eine oder andere Taschentuch mehr brauchen werde. Ich bin viel zu sensibel für so'n Scheiß!
Da ich es im Moment auch nicht so richtig geordnet bekomme, was habe ich nicht alles gelöscht die letzten Tage, mache ich hier, an dieser Stelle mal Schluss.
Morgen, am 09.09. werde ich schön ausschlafen und zusehen, dass ich gegen Mittag in Santiago bin, in dem Hotel, dass Carina gebucht hat einchecken, meinen Rucksack aufs Bett schmeißen und den Bus zurück nach Lavacolla nehmen um Carina hier vom Flieger abzuholen. Nee, ich kann nicht hier bleiben, weil ich doch die Stempel von Unterwegs brauche.

Am Samstag, gehe ich mit Carina zur Kathedrale, hole mir meine Urkunde, die Compostela ab und werde um 12.00 h an der Pilgermessse teilnehmen.
Nachdem wir dann Samstagabend meinen Geburtstag wild und hemmungslos bis spät in Nacht gefeiert haben, schlafen wir am Sonntag nett aus, machen Sideseeing und am Montag gehts dann Richtung Finisterre.
Da ich mich in den kommenden 14 Tagen, fast ausschließlich auf Carina und unser Zusammensein konzentrieren werde. Wird es nur ein paar Fotos von Santiago und Finisterre auf Facebook geben.
Das alles natürlich nur, wenn es Gott und seinen Helfern gefällt. Aber warum nicht? Ich habe schließlich noch so manche Sache vor und das findet Gott bestimmt auch spannend!

Danke!
04. September

Herberge As SeixaDie Herberge in As Seixa ist der architektonische Knaller! Damit können sich die galizischen Herbergsbetreiber bei Schöner Wohnen bewerben. Das absolut Moderne integriert in altem Bruchsteingemäuer und meiner Meinung nach so gut gelungen, dass es immer wieder Spaß macht durch die Räume zu gehen. Besonderer Hingucker ist der Aufenthaltsraum im Eingang, in dem der Kaminbereich ohne Kamin erhalten wurde. Der Kamin bleibt offen und führt an der Freitreppe vorbei ins Dach.
Die Hosteliera erinnert ein wenig an Hattie von Navy CSI Los Angeles, mit der gleichen Größe hüpft Herberge As Seixa Küchenbereichsie auf den Drehstuhl der Rezeption, ähnlich energisch ruft sie, stop wir gehen zusammen auf die Zimmer und ähnlich freundlich hilft sie beim Betten machen. Ich habe sie nicht vor die Kamera bekommen, sie wuselt mit ihren kurzen Beinen so schnell durch die Gegend, ist sie mal da, ist auch schon wieder weg.
Die Nacht? Frage nicht! Es war schwer mit Toleranz und Nächstenliebe über das unglaubliche Schnarchen des übergewichtigen Polen hinwegzusehen, zumal er das Schnarchen mit gleichzeitigem Furzen unterstrich. Und mit welch einer unglaublichen Umständlichkeit er morgens um sechs seine Sachen zusammen gepackt hat. Und nachdem er beim fünften Durchleuchten des Zimmers mit seiner Stirnlampe, auch noch vorsichtshalber das Bett von der Wand zog, konnte ich mich eines, Ist jetzt nicht war oder? nicht erwehren. Und weil er sich überall im Zimmer ausgebreitet hatte, hat er seinen Leinenshort vergessen. Har, har, har.... Schadenfroh? Ich? Ja!! Und ich schäme mich auch ein wenig dafür, aber nicht so sehr, dass es mich belasten würde. Ich habe sogar noch aus dem Fenster gesehen, ob er noch unten rumläuft. Mein innerer Begleiter meint zwar, ich hätte erst aus dem Fenster gesehen als ich sicher sein konnte, dass er bereits weg ist. Ja und? Wenn er aber noch auf dem Hof rumgestanden hätte, hätte ich sie ihm runtergeschmissen. Hi,hi... Hose vergessen!

Es war heute das erste Mal seit langem nicht nebelig als ich gegen acht losgegangen bin. Ich kam gut voran und war bereits um elf Uhr in Melide. Hier in Melide trifft der Camino Primitivo auf den am meisten gegangenen Camino Francés. Allerdings habe ich die Schnittstelle nicht erreicht, weil ich bereits vorher eine sehr schöne Herberge gefunden habe. Auf dem Camino Primitivo kosten die staatlichen Herberge 6,00 €, hier auf dem Francés wieder 10,00. Und diese sehr schöne private Herberge, ist mir bereits auf Plakaten aufgefallen, sodass ich mal gefragt habe. Auch 10,00 € und ich kam sogar ins Vierbettzimmer.
Zum Mittag habe ich mir Schnittchen gemacht und will mal sehen, ob ich Spaniens beste Pulperia dann zum Abend hin finde. Wenn nicht, finde ich eine andere!
Für morgen habe ich mir ein Bett reserviert, so dass es wieder eine schöne Schlenderetappe von 7, 8 km wird.

Nee, die beste Pulperia Spaniens habe ich nicht gefunden. Selbst das spanische Google preist diese Pulperia als die beste des Landes an. Hätte ich jetzt dann doch albern gefunden danach zu fragen. Ich habe eine Kleinigkeit in einer Gassentaverne gegessen. Es hat satt gemacht, der Rioja war das Beste. Dafür war es billig! Die Kinder hätten es geliebt. Calamaris wie auf der Kirmes und die Patata Brava, waren Mc Donald Pommes mit scharfer Soße. Ich habe mich von den dort sitzenden Spaniern in die Irre führen lassen und nicht gemerkt, dass die alle nur was trinken.

05. September

Pilgerzuberhör?Das Vierbettzimmer durfte ich mir mit einem spanischen Paar teilen und es war eine ruhige Nacht.
Aber hier ist was los... Ich habe mir einiges vorgestellt, aber dass es hier zugeht, als hätte der Sauerländer Gebirgsverein zum Familienwandertag aufgerufen und alle sind gekommen, hätte ich dann doch nicht gedacht.
Ich habe auch prompt einen Camino-Shop gesehen. Nun frage ich mich aber, wer kauft sich 50 km vor dem Ziel einen neuen Stock?
Im Wald war plötzlich Flötenspiel zu hören. Ein junger Mann, saß in seinem Zelt spielte Flöte, hat einen Stempel ausgelegt und bat um Spenden für seinen Esel, der neben dem Stempelplatz stand.
Ein Stück weiter großes Schild, El Pequeno Oasis! Die kleine Oase! Eine Holzhütte mit Obst und Getränken. Die Besitzerin der Hütte und eines wunderschönen SEAT 600 arbeitete in ihrer Himmbeerplantage. Ich grüße und fragte, ob die Himbeeren zweimal geerntet werden, weil die SEAT 600 EHimbeeren bei uns in Deutschland bereits Ende Juni durch sind. Hier blühen und reifen sie bis zum Ende der warmen Jahreszeit durch. Auch lecker!
Ich habe natürlich bereits einige ledierte Pilger gesehen, gerade in den Bergen, werden Kniee (Ist der Plural von Knie, Kniee? Sieht ein wenig doof aus!) werden Kniee häufig bandagiert. Aber was hier seinem Ziel entgegen humpelt, Ihr macht Euch keine Vorstellung. Rechtes Knie, eine Manschette, linkes Sprunggelenk eine Bandage und los! So langsam kann ich nicht schlendern, wie die humpeln. Ich würde mal behaupten 30% schlurfen, humpelnd ihrem Ziel entgegen, dass hier in Casteñada noch 44 km entfernt ist.
Und ich möchte es hier mal sagen, dass ich eine große Dankbarkeit verspüre, diese cirka 2.500 km ohne irgendwelcher körperlichen Beschwerden hinter mich gebracht zu haben. Keine Verstauchungen, Verrenkungen, Entzündungen! Weder bezüglich meiner Cholitis und was habe ich teilweise Essen müssen, noch eine der hier gern genommenen Miniskus- oder Archillesfersenentzündungen. Alles Super! Noch nicht mal eine Erkältung in dieser unleidlichen Regenphase. Vielen, vielen Dank!
Und nein, ich lobe hier keinen Tag vor dem Abend. Ich bin davon überzeugt, dass es mein persönliches Privileg dieser Reise ist, gesund zu bleiben. Deshalb habe ich mich auch so schwer getan diese teurer Globetrotter-Krankenversicherung abzuschließen. Und letztendlich musste ich sie nicht bezahlen. Auch dafür meinen Dank!

Die Herberge Santiago ist eine kleine Herberge mit vier Pilgerbetten und einem Pensions-Doppelzimmer. Die Betreiber total nette Endsechziger, die im Untergeschoss die Dorftarverne betreiben.
Hier liegt bereits ein Rucksack, der per Gepäckservice gebracht wurde. Ich habe ihn mir mal Probeweise an einen Zeigefinger gehängt und bin mal gespannt, wer da diesem Rucksack folgt. Bestimmt ein theatralisch hereinhumpender Italiener. Du hast schon ein Fußball Länderspiel mit Italienern gesehen? Dann weißt Du auch wie es aussieht, wenn ein Italiener eine volle Herberge oder eine Pilgerkneipe betritt.
Die Nachfolge des Rucksacks war unspektakulär. Jeder machts halt so wie er Spaß hat.
Ich sitze gerade auf der Terrasse der Kneipe, die unmittbar, nur von einem Holzgeländer getrennt am Jakobsweg liegt. Es vergehen keine zwei Minuten an denen nicht ein Pilger vorbei kommt. Wobei es meistens mehr als nur einer sind. Ich kann das immer noch nicht wirklich fassen. Und es wird schon ruhiger, die Ferien in fast ganz Europa sind zu Ende. Selbst die letzten Lehrer Deutschlands müssen sich auf den Rückweg machen.
PilgerwegeUnd was hier alles so vorbei kommt. Wobei die letzte halbe Stunde mir meine 30% Lediertheit nach unten schrauben. In dieser halben Stunde kamen nur zwei Extremhumpler vorbei. Der komplette Rest ging recht zügig ihrem Ziel entgegen. Auch wenn ich mich hier etwas auslasse, so wünsche ich ausnahmslos allen einen guten Weg. Habe ich das schon gesagt? Und mit allen meine ich auch alle die, die hier eine kleine nicht so nette Rolle gespielt haben. Meine nervige Französin, der schnarchende Pole, der leider seinen Short vergessen hat, der ebenso schnarchende Schwabe und natürlich auch Dieter, meine erste Herbergserfahrung. Hach, ich bin heute etwas nah am Wasser, dann werde ich immer so harmoniebedürftig. Ich such jetzt mal ein paar Bilder raus und dann ist Schluss für Heute. Und im WDR läuft Can't leave! Auch eine schöne Schnulze. WDR? Ich habe eine WDR-APP auf dem Tablet und wenn die Feldstärke des WLANs gut genug ist, klappt es ganz gut.
02. September

Es geht immer ein paar Tage lang gut. Hier in dieser Herberge Albergue Ponte Ferreira sind nur Doofe. Natürlich nur aus meiner Sicht. Also Menschen, mit denen ich kein Bier trinken gehen würde. Und wenn ich mit denen auf einer einsamen Insel stranden würde, würde ich in die entgegengesetzte Ecke der Insel ziehen und mir dort meine Hütte bauen.
Vor ein paar Tagen bereits, habe ich einen ausführlichen Herbergsbericht aus dem Blog wieder gelöscht, weil ich dachte, dass das ewige Gemecker über meine Mitmenschen keiner mehr lesen mag, zumal ja es auch nicht mehr lustig ist.
Ich rede immer davon, dass jede Begegnung eine wichtige ist und dass gerade die anstrengenden uns etwas sagen wollen, uns weiterbringen wollen und können. Aber wenn es dann Ernst wird, sag ich iih geh weg und kann vor Ärger nicht schlafen.
Der Tisch für das gemeinsame Abendessen ist bereits gedeckt und ich werde es offenen Herzens mit meinen Mitpilgern zu mir nehmen.
Gestern haben mich "echte" Pilger überholt. Vier junge Polen zogen im Gänsemarsch an mir vorbei. Sie sangen Marienlieder und beteten den Rosenkranz.

03. September

PilgermenüDas Essen war erwartungsgemäß schön, nett, gut. Oder hat jemand etwas anderes erwartet? Wir waren nur zu sechst in einer 24 Personen Herberge. Es wird ruhiger. Von links: Ein Koreaner, ein Franzose, eine Schweizerin, ein Spanier und noch ein Franzose. Na und ein Deutscher.
Für den Pilgerpreis von 10 €, gab es einen gemischten Salat, eine frische Paella, einen Nachtisch sowie Wein und Brot.
Als ich auf dem Campingplatz in Liverdun Klaus traf, erzählte er mir, dass es gegen Ende des Camino Francés eine Pulperia geben soll, die den Ruf hat, die beste in ganz Spanien zu sein. Er wusste aber nicht, ob ich an ihr vorbei komme, wenn ich über den Küsten Camino auf den Francés einbiege. Da ich ja nun nicht über den Küsten Camino, sondern über den Primitivo einbiege, sollte es mir gelingen. Jetzt heißt hier aber fast jede Kneipe Pulperia, wie soll ich da die beste Spaniens raus finden? Der Spanier am Tisch, der täglich 40 km läuft, läuft heute nur bis Melide, weil er in eine einzigartigen Pulperia will. Aaaah, ¿Como te llama? Spanisches Gebrabbel.... No, no aqui escribe por favor! Und jetzt habe ich es schriftlich, zumindest annähernd.
In Asien, auf jeden Fall in Korea, wird das Geschmackserlebnis anscheinend dadurch gesteigert, dass während des Kauvorgangs dauerhaft Sauerstoff zugefügt wird. Will sagen, es wurde dauerhaft und sehr genüsslich geschmatzt.
Die Schweizerin hat in Oviedo ein kleines Kätzchen adoptiert. Aus Ermangelung eines Katzenklos Hauskatze Felis silvestris catus(Katzenklo, Katzenklo, ja das macht die Katze froh...) Aus Ermangelung eines Katzenklos hat das Kätzchen schon fein gelernt in, bzw. auf eine Plastiktüte zu machen. Es darf aber nur maximal eine Plastiktüte auf dem Boden liegen. Nur durch eine gewisse Katzenerfahrung meinerseits, ist es mir gelungen sie rechtzeitig von meiner Tüte, in der sich mein Tablet befindet zu heben und pinkelnd durch den Schlafsaal zu ihrer Tüte zu tragen.
Zum leidigen Thema der Nacht, der Koreaner macht auch wenn er gerade nicht scharcht unglaubliche Geräusche. Es gibt Künstler die andere Menschen parodieren und es teilweise hervorragend hinbekommen. Mein Bettnachbar, der Koreaner kann Herz-Lungenmaschinen parodieren. In Perfektion! Und wenn er dann mit diesem nicht beschreibbaren Schnarchgeräusch anfängt, meinst du, dass jeden Moment die Türe aufgerissen wird und eine Nachtschwester reingestürmt kommt.
Achtung! Jetzt! Ich liege da so in meinem Bett und denke, sieh mal Frank, wieviele Menschen können von sich behaupten, dass sie eine Nacht mit einem Koreaner, einer Schweizerin, einem Spanier und zwei Franzosen verbracht haben? Ich musste schon über soviel Toleranz und Harmoniedenken meinerseits grinsen, steckte mir meine Kopfhörer in die Ohren und schlief ein. Das Problem mit den Kopfhörern ist, dass ich als Seitenschläfer gelegentlich Ohrenschmerzen davon bekomme und sie deshalb nach Möglichkeit wieder entferne. Ich werde also irgendwann wach und manche werden es mir nicht glauben, während andere sagen, ist doch klar. Es war Totenstille. Ich dachte die wären alle tot. Dann habe ich getestet ob mein Gehör noch funktioniert, doch eindeutig. Bis auf ein paar kleine Röchler war die Nacht nichts mehr zu hören. Ich lag die halbe Nacht wach, weil ich dachte, dass es bestimmt gleich wieder los geht. Nee, das war ein Scherz. Ich habe ganz wunderbar geschlafen.
PilgerschreinEntsprechend angenehm war der kurze Weg hierher nach As Seixas. Ich schlenderte mit einem sehr guten Gefühl durch die neblige Landschaft. An einem Schrein, machte ich noch eine länger Pause. Das Wasser gurgelte leise und ich kam in dieses Gefühl, das sich schlecht beschreiben lässt, weil es nicht von dieser Welt ist. Es breitet sich eine Ahnung aus von, alles ist richtig! Es gibt nicht zu tun! Es ist ein perfekter Moment! Und wie gesagt, er ist nicht von dieser Welt und genau das ist aber der Grund, warum ihn jeder unabhängig seiner Probleme, erleben darf und kann. Natürlich ist das leicht gesagt, bzw. geschrieben, weil es doch meistens so ist, dass wir uns von den Anforderungen des Alltags zumüllen lassen. Wohl gemerkt zumüllen lassen!
Es war eine wirklich gute Entscheidung, diese Schlenderetappen zum Abschluss einzulegen. Die Spinnweben im Nebelgesamten Sinne kommen noch mal ganz bewusst zum Einsatz. Das Stück durch den feuchten Euktapyptuswald war wieder ein echtes Geruchserlebnis. Die im Nebel, voller Tautropfen hängenden Spinnennetze bekommen eine ganz andere Wirklichkeit, als wenn in zielorientierter Geschwindigkeit vorbei gewandert wird.
Leider entpuppte sich die Einkaufsmöglichkeit, die für diesen Ort angekündigt ist, als ein Snackautomat. Und ich habe mich wegen dieser Ankündigung extra nicht bevorratet. Bis auf ein paar Teebeutel habe ich gar nichts. Wenigsten ist die angekündigte Bar eine echte, die ab 19.00 Kleinigkeiten anbietet. Zum Frühstück werde ich mir wohl ein paar Kekse am Automaten ziehen, weil ausgerechnet morgen die nächste Ortschaft 15 km entfernt ist.